Yvette Reinberger - Verantwortung

Honigfalle Spaltung: Lasst euch nicht verführen!

Honigfalle Spaltung: Lasst euch nicht verführen!

 

Wenn ihr an die Geschichte der Menschheit denkt, dann wisst ihr so gut wie ich: Die Spaltung einer Gesellschaft in die „Guten“ und die „Bösen“ hat noch nie ein harmonisches Ende genommen. Und fast immer haben sich alle Beteiligten im Nachhinein gefragt, wie es denn überhaupt so weit kommen konnte, dass die Spaltung solche Ausmaße angenommen hat. 

Wenn ich aktuell unsere Gesellschaft mit dem Blick eines Forschers, also so quasi unter die Lupe nehme, frage ich besorgt: Sind wir nicht wieder auf dem Weg dahin?

 

Alle Aufmerksamkeit für die Honigfalle

Was ich beobachte, ist nämlich, dass beim Thema Impfung ein tiefer Riss quer durch die kleinsten Einheiten unserer Gesellschaft geht – so wie bei dem Paar aus meiner nächsten Umgebung: Er ist Arzt und Gegner der Impfung, sie ist Apothekerin und glühende Befürworterin. Und was den beiden gleichermaßen komplett aus dem Blick geraten ist, sind ihre Gemeinsamkeiten. Dabei haben die beiden jede Menge Dinge, die sie verbinden, große und kleine.

Diese Spaltung ist mit die gefährlichste Honigfalle unserer Zeit: Sie lenkt in ihrer Macht alle Aufmerksamkeit auf sich, es bleibt kein Bewusstsein mehr für die vielen, vielen Gemeinsamkeiten, die die Menschen verbinden.

Dieser Verführung wirke ich entgegen, wo immer ich kann. Und ich merke, wie gut das den Menschen tut.

 

Die Überraschung im Konzert

Das funktioniert schon bei ganz unscheinbaren Begebenheiten: Wenn ich zum Beispiel am See spazieren gehe und Menschen an der gleichen Stelle stehen bleiben wie ich, dann halte ich inne und schaffe ihnen den Raum für die Verbundenheit. 

Oder wenn ich jemanden bei einen Konzert treffe, von dem ich nie vermutet hätte, dass er diese Musik auch mag – und er nicht von mir: Das ist wow, weil wir dann uns gegenseitig überraschend in unserer Schönheit erkennen. 

Ganz toll lässt sich das erleben bei uns im Städtli, wenn sich beim legendären Töfflibuabatreff Jung und Alt am See treffen. 

 

Die Verbundenheit am See

Diese Veranstaltung bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen: den Unternehmer mit dem Philosophen und den Richter und dem jungen Auszubildenden. Alle zeigen stolz ihre alten Töffli (Mofa in deutsch), das sie teilweise vom Opa aus dem Schuppen geholt haben. Die Männer stehen fachsimpelnd um ihre Gefährte herum – alles andere ist in dem Moment egal. Diese Verbundenheit unter Menschen, die sonst nie miteinander reden würden, ist großartig.

Dieses Jahr kamen ganz besonders viele Menschen zu diesem Treffen: Der Wunsch nach Gemeinsamkeiten ist groß. Und es ist mir eine Freude, das zu unterstützen. Genauso wie diese zauberhafte Idee der Schwatzbänkli.

 

Eine Bank für die Polarität

Solche Bänke stehen beispielsweise in Chur und laden dazu ein, sich zu setzen und gleichzeitig zu sagen: „Ich bin bereit, dass sich jemand zu mir setzt.“ Diese Schwatzbänkli schaffen eine Verbindung zwischen Menschen. Sie stehen damit für das Gegenteil von Dualität, von dem Gut-Böse-Schema, von Spaltung: Wer sich auf eine dieser Bänke setzt, öffnet den Raum für Polarität, für die Vielfalt, für das Stärkende in der Gemeinsamkeit.

Das ist es, worauf wir unseren Fokus setzen sollten. Damit wir uns eben nicht von der Honigfalle der Spaltung zu etwas verführen lassen, was uns als Gesellschaft spaltet und schwächt.

Seid ihr schon oder werdet ihr noch?

„Ich arbeite hart, damit ich in ein paar Jahren erfolgreich bin.“
„Wenn ich meinen Traummann erst gefunden habe, bin ich bestimmt total glücklich.“
„Du musst erst etwas leisten, dann kannst du davon zehren.“

 

Alle diese Sätze, die euch so oder so ähnlich bestimmt bekannt vorkommen, haben eins gemeinsam: Sie glorifizieren ein Ereignis oder eine Situation, die in der Zukunft liegt. Das begegnet mir ganz häufig: Viele Menschen arbeiten in der Gegenwart auf etwas hin, das erst in der Zukunft stattfindet. Dabei vergessen sie doch aber das Hier und Jetzt. Ist es denn nicht besonders wichtig, heute glücklich zu sein?

 

Keine Verantwortung, keine Schuld


Aber eigentlich ist das ja ganz bequem: Wer immer vom Erfolg in der Zukunft spricht, kann in der Gegenwart nicht scheitern. Die Ausreden, warum heute dies oder jenes nicht so klappt, sind bei dieser Zukunftsausrichtung schnell gefunden. Ist ja alles nicht so wichtig, Hauptsache in ein paar Jahren läuft’s rund …

 

Wer so denkt, gibt jegliche Verantwortung für die Gegenwart ab. Dabei ist es doch genau umgekehrt: Ihr seid dafür verantwortlich, wie ihr in diesem Moment handelt! Und genau jetzt habt ihr die Möglichkeit, zu gestalten.
Natürlich kann ich nicht alles beeinflussen, was um mich herum passiert. Manchmal haben die Beschlüsse anderer Auswirkungen auf mein Leben.


Die Frage ist doch, lass ich mich davon beeinflussen? Gebe ich all dem, was da manchmal so unachtsam getan, gesagt oder nicht getan und nicht gesagt wird, die Macht?


Nein, ich entscheide! An jedem neuen Tag lege ich bewusst fest, wie ich diesem begegne. Meine liebste Variante: voller Freude, mit viel Neugier im Gepäck und offen für alles, was mich erwartet.

 

Wetterunabhängig durchstarten

 

So liegt es nicht am Tag – also an irgendwelchen Zufällen, dem Wetter oder mehr oder weniger belanglosen Ereignissen – wie ich mich fühle, meine Einstellung bestimmt den Tag! Schliesslich will ich nicht irgendwann erfolgreich sein, sondern heute. Und zeigt nicht genau diese Freude, mit der ihr durch den Tag geht, dass ihr Erfolg habt? Dass euer Tun euch bereichert? Dass ihr euren Weg geht?


Diese Freude hilft mir auch dabei, das Leben nicht allzu ernst zu nehmen. Da halte ich es wie die frühere Organisatorin des Wiener Opernballs, Lotte Tobisch-Labotýn, die einmal sagte, man müsse diese Veranstaltung ernsthaft organisieren, dürfe sie aber nicht allzu ernst nehmen. Ich finde nämlich: Amüsement gehört genauso dazu. Und davon bietet das Leben einiges – ihr müsst es nur erkennen und dann zulassen. Deswegen lache ich unwahrscheinlich gerne – auch mal über mich selbst.

 

Heute geschlossene Gesellschaft!

 

Natürlich bremst mich manchmal auch eine Grippewelle aus oder ich habe einfach keine Lust, anderen Menschen zu begegnen. Es gibt Tage, an denen fühle ich mich einfach nicht danach, der Welt die Tür zu öffnen. Aber auch in dieser Lage übernehme ich Verantwortung für die Situation:


Heute geschlossene Gesellschaft! Und eingeladen bin nur ich :-). Es fühlt sich immer wieder gut an, einfach mal sein eigener VIP zu sein. Ich bleibe Zuhause und lasse es mir so richtig gut gehen. Ich kümmere mich um mein Wohl. Danach bin ich auch wieder bereit für das wunderbare Leben ausserhalb meiner Wohnung.


Jeder ist selbst für sein Glück und seinen Erfolg zuständig, das liegt nicht in der Verantwortung eines anderen. Probiert’ s doch mal aus: Öffnet morgen die Tür, atmet tief ein, macht einen bewussten Schritt hinaus in die Welt und erfreut euch an einem wunderschönen neuen Tag.


Et voilà, ihr steht mitten im Leben und die Zukunft passiert genau JETZT!

Täter – Opfer – Retter – Krieg

Täter – Opfer – Retter – Krieg

 

Die Bilder aus der Ukraine von zerbombten Häusern und angsterfüllten Gesichtern sind traurig. Ich weiß nicht, wie es euch dabei geht, aber ich bin voller Mitgefühl für die Frauen, die mit ihren Kindern auf dem Arm fliehen und ihre Männer zurücklassen müssen. Für die Männer, die ihre Familie wegschicken müssen. Für die Kinder, die nicht verstehen, warum ihr Zuhause nicht mehr ihr Zuhause ist. 

Ich beobachte aber auch die Menschen um mich herum und wie sie auf die Bilder reagieren. Ihre Reaktion erschreckt mich.

 

Von einer Rolle in die andere

Viele stürzen sich bei diesem Anblick in die Retterrolle: Sie sind voller Mitleid. Sie halten flammende Reden gegen diesen bösen Putin, der an allem schuld sein soll. Und dass man doch etwas tun müsse gegen den. Die armen Ukrainer brauchten doch jetzt dringend Unterstützung, sagen sie. 

Was ich spannend finde: Manche sind dafür direkt aus ihrer Corona-Opferrolle heraus in die Ukraine-Retterrolle hinein gesprungen. Raus aus der Opferrolle finde ich ja gut, aber der Wechsel in die Retterrolle macht rein gar nichts besser. Denn diese Menschen bewegen sich weiterhin in dem verhängnisvollen Dramadreieck aus Täter-Opfer-Retter. Ihr Fokus bleibt auf dem Gleichen: auf dem Drama. 

Also bleibt auch ihre Energie im Drama und unterhält dieses weiter und weiter. Das Leid bleibt – deshalb ist Mit-Leid auch eine fatale Reaktion. Dieses Mitleid hält in Atem, lässt nicht zur Ruhe kommen, entfernt vom Gefühl für sich und die Welt.

 

Raus aus der Rolle, rein in den Frieden

Ich bin sicher, dass Frieden erst dann einkehren kann, wenn ihr den Zusammenhang aus Dramadreieck und Angst erkennt. Und bewusst dafür entscheidet, aus diesen Rollen auszusteigen und rein in den Frieden zu gehen. Denn euer innerer Frieden ist nicht vom Frieden im eueren Aussen abhängig.

Das tut euch gut. Das tut aber auch allen anderen um euch herum gut: Die Menschen in eurem Umfeld spüren das. Für sie ist es dann wie ein starkes, Vertrauen erweckendes Gefühl, das ihr aussendet. Sie nehmen eure Impulse auf und können selbst den inneren Frieden wieder finden.

 

Frieden tut gut!

Ich erlebe es persönlich ganz oft, dass die Menschen meine Impulse aufnehmen, weil sie sich bei mir sicher fühlen. Sie docken bei mir an, weil ich ausstrahle, was sie latent auch in sich spüren, woran sie sich durch mich erinnern.

In diesen Situationen bin ich, Yvette, der Frieden. Ich bin die Fülle, die sie auch erleben möchten. Sie bekommen eine Ahnung davon, wie es sich anfühlt, in der Fülle zu sein. Sie erkennen ihre Möglichkeiten. Ich muss dafür nichts Grosses tun. Ich bin dann einfach. Ich mache nichts – und doch geschieht ganz viel. So wird aus Frieden im Innen Frieden im Außen. Ganz von selbst. Dazu schreibe ich ganz viel in meinem neuen Buch, das ich euch gerade jetzt sehr ans Herz legen möchte.

 

Mitgefühl statt Mitleid

Aus diesem inneren Frieden heraus könnt und sollt ihr natürlich noch Mitgefühl mit den Menschen haben, die persönliches Leid erfahren. Aus Mitleid heraus könnt ihr nur reagieren, es schwächt euch. Aus Mitgefühl heraus dagegen könnt ihr agieren, praktische Lösungen finden, und den Frieden in die Welt bringen. 

Wann euer Talent wirklich wertvoll ist

„Was könnt ihr wirklich gut? Ihr habt jetzt drei Minuten Zeit, drei Stationen in eurem Leben rauszusuchen und dann aufzuschreiben, welches Talent sich daraus entwickelt hat.“ So startete ich vor kurzem einen Workshop, der im Rahmen der Zürcher Kamingespräche stattfand – Talentspotting nenne ich diese Übung.


Von den Ergebnissen der jungen Teilnehmer war ich überwältigt. Denn es zeigte sich nicht nur wieder einmal, dass jeder Mensch bereichernde Fähigkeiten hat, sondern auch, dass die Teilnehmer des Workshops ihre Talente im besten Sinne nutzen.

 

Geteiltes Talent

 IMG 9019

Da war zum Beispiel eine junge Frau, die eine Firma im Bereich Gewässerschutz gegründet hatte. Sie hatte nicht nur erkannt, dass sie das Talent hat, Ökonomie und Ökologie sinnstiftend zu verbinden, sie bringt ihre Fähigkeiten auch ins Gemeinwohl mit ein und schafft durch ihre Gründung etwas Wertvolles. Sie nutzt ihr Können, um einen Wandel mitzugestalten.
Und glaubt mir: Mit jedem Talent könnt ihr etwas Neues, etwas Erlebbares schaffen: ganz egal, ob ihr sportlich oder musisch begabt seid oder etwas anderes ganz besonders gut könnt, wie zum Beispiel in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Denn ein geteiltes Talent ist viel wertvoller als eins, das ihr für euch behaltet.

 

Talentierte Lehrer gesucht

 image.png

Um eure Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen, müsst ihr natürlich zuerst mal eure Talente kennen. Zu wissen, worin man richtig gut ist, ist gar nicht so einfach. Vor allem, weil zum Beispiel in der Schule hauptsächlich Auswendiglernen verlangt wird. So können sich Talente nur schwer entwickeln. Ich meine: Hier sind die richtigen Lehrer gefragt!

 

Das sind für mich Pädagogen, die ein ganz besonderes Talent haben, nämlich die Talente der Schüler zu erkennen.
Solche Lehrer sind für mich ein gutes Beispiel für einen wertvollen Umgang mit Talenten. Wenn sie ihre Schüler fesseln und für etwas begeistern können, setzen sie neue Impulse, die die Schüler lange prägen. Ich wünsche mir, dass das Bildungssystem die individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler stärker in den Mittelpunkt rückt. Denn momentan sind die Kinder und Jugendlichen darauf angewiesen, dass sie talentierte Lehrer zugeteilt bekommen, die die Begabungen der einzelnen Schüler erkennen.

 

Ein Teil der Identität

 

Aber nicht nur Lehrer – jeder hat die Chance, neue Impulse zu setzen. Denn jeder hat ein ganz besonderes Talent. Jede Erfahrung, jedes Erlebnis prägt euch und stellt euch vor neue Herausforderungen. Wie ihr mit diesen umgeht und sie bewältigt, zeigt doch schon, was euch ausmacht.

IMG 9018 

Unsere Talente sind also fest mit unserer Identität, unserem Menschsein verbunden. Und mit jedem Lebensjahr kommen neue Einblicke hinzu, die sich wie bei einem Mosaik – Steinchen für Steinchen – zu einem neuen Gesamtbild zusammensetzen. Ein Talent ist also nicht einfach da, es entwickelt sich mit jeder gemachten Erfahrung immer weiter.

 

Matchentscheidend ist allerdings nicht, welche Talente ein Mensch hat, sondern wie er sie einsetzt. Ich möchte euch ermutigen: Nehmt euch ein paar Minuten Zeit und spürt mal rein: Was könnt ihr besonders gut? Und wie könnt ihr eure Fähigkeiten nutzen, um etwas zum Positiven zu verändern?

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.