
The same procedure as every year: Experten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, Journalisten, Königshäuser sowie die Mächtigsten der Welt treffen sich in Davos zum World Economic Forum, um aktuelle Fragen des Weltgeschehens zu diskutieren. Aber dieses Jahr war einiges anders. Denn: Donald Trump war mit von der Partie!
Also kam es, wie es kommen musste: Ein Blitzlicht jagte das nächste, Journalisten standen stundenlang an und weltweit nahm das Wettrennen rund um die mediale Berichterstattung seinen Lauf. Ohne Zweifel: Das Interesse war riesig. Und das spielte nicht nur Trump in die Karten …
Der Kampf um die Titelseite
Ganz klar: Die Mächtigen, Reichen und Schönen dieser Welt wollen auf die Titelseiten der Zeitungen, Magazine und Klatschblätter. Und natürlich ins Fernsehen, Radio und die sozialen Medien. Hauptsache Aufmerksamkeit! Ein Auftritt auf der grossen Bühne kommt vielen Teilnehmern da sehr gelegen. Frei nach dem Motto: Je grösser das mediale Interesse, desto besser. Aber bleiben dann nicht die wichtigen Themen auf der Strecke? Diese Sorge ist berechtigt, denn beim WEF sollte ja eigentlich der Zustand der Welt und die globale Zusammenarbeit im Rampenlicht stehen und nicht der amerikanische Präsident.
Was ist also mit den entscheidenden Diskussionen, die Neuerungen und Ideen bringen sollen, wie die Wirtschaft helfen kann, den Klimawandel zu stoppen, globale Armut zu bekämpfen oder Frieden zu sichern? Kommen die nicht zu kurz, wenn sich alles nur um Trump dreht? Natürlich finden sie statt – aber wer bekommt davon etwas mit, wenn die ganze Welt sich lediglich fragt, warum Melania ihren mächtigen Ehemann nicht begleitet hat?
Zwei Seiten derselben Medaille
Aber genau darin liegt doch die Chance. Ja, genau! Wenn ihr euch löst von dem reinen Trump-Bashing, seht ihr, dass gerade seine Anwesenheit ganz viel Potenzial bietet. Nur, weil solche Hochkaräter des öffentlichen Interesses nach Davos geflogen sind, wurde auch über die wirklich relevanten Themen berichtet. So hat Trump gewissermassen den Scheinwerfer auf das WEF gelenkt und die Welt spricht wieder darüber. Davon profitiert die ganze Veranstaltung. Aber, um das zu erkennen, ist der Blick für die Details notwendig.
Nehmt zum Beispiel die Rede von Jack Ma. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Alibaba Group betonte im kleinen Plenum, dass Roboter dem Menschen in der Zukunft überlegen sein werden – in Bezug auf Intelligenz. Der Mensch könne sich also nur noch über seine Werte von Künstlicher Intelligenz differenzieren. Deshalb forderte er eindringlich die Verantwortlichen dazu auf, die Bildungssysteme zu reformieren.
Vom Blitzlicht erleuchtet
Der südkoreanische Mediziner und Präsident der Weltbank Jim Yong Kim stellt die Frage nach Chancengleichheit in den Mittelpunkt. Alain Berset, der Bundespräsident der Schweiz, spricht von einer lebenswerten Zukunft als weltweites Ziel. Und die ugandische Politikerin Winnie Byanyima betont, dass Technik zugleich Chancen und Gefahren bietet, und fordert Unternehmen mit Sinn und Zweck. Dass ich über diese spannenden Thesen und viele weitere lesen konnte, verdanke ich also in gewisser Weise Donald Trump und meiner Sonnenbrille ;-).
Es gibt immer zwei Seiten derselben Medaille. Das erkenne ich aber nur, weil ich mich nicht von dem ganzen grellen Blitzlicht blenden lasse. Viel interessanter dabei ist doch der Teil, auf den die einzelnen Lichtstrahlen fallen.
Et voilà, Sonnenbrille auf, Spot an, Fokus bestimmen, das ganze Brimborium ausser Acht lassen und volle Konzentration auf das, was dann sichtbar wird. Denn im Versteckten liegt das Überraschende, das Wunderbare und oft die Essenz. Es ist schon da, ihr müsst nur richtig hinschauen! In diesem Sinne: Allez, gang go luege!