
„Was könnt ihr wirklich gut? Ihr habt jetzt drei Minuten Zeit, drei Stationen in eurem Leben rauszusuchen und dann aufzuschreiben, welches Talent sich daraus entwickelt hat.“ So startete ich vor kurzem einen Workshop, der im Rahmen der Zürcher Kamingespräche stattfand – Talentspotting nenne ich diese Übung.
Von den Ergebnissen der jungen Teilnehmer war ich überwältigt. Denn es zeigte sich nicht nur wieder einmal, dass jeder Mensch bereichernde Fähigkeiten hat, sondern auch, dass die Teilnehmer des Workshops ihre Talente im besten Sinne nutzen.
Geteiltes Talent
Da war zum Beispiel eine junge Frau, die eine Firma im Bereich Gewässerschutz gegründet hatte. Sie hatte nicht nur erkannt, dass sie das Talent hat, Ökonomie und Ökologie sinnstiftend zu verbinden, sie bringt ihre Fähigkeiten auch ins Gemeinwohl mit ein und schafft durch ihre Gründung etwas Wertvolles. Sie nutzt ihr Können, um einen Wandel mitzugestalten.
Und glaubt mir: Mit jedem Talent könnt ihr etwas Neues, etwas Erlebbares schaffen: ganz egal, ob ihr sportlich oder musisch begabt seid oder etwas anderes ganz besonders gut könnt, wie zum Beispiel in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Denn ein geteiltes Talent ist viel wertvoller als eins, das ihr für euch behaltet.
Talentierte Lehrer gesucht
Um eure Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen, müsst ihr natürlich zuerst mal eure Talente kennen. Zu wissen, worin man richtig gut ist, ist gar nicht so einfach. Vor allem, weil zum Beispiel in der Schule hauptsächlich Auswendiglernen verlangt wird. So können sich Talente nur schwer entwickeln. Ich meine: Hier sind die richtigen Lehrer gefragt!
Das sind für mich Pädagogen, die ein ganz besonderes Talent haben, nämlich die Talente der Schüler zu erkennen.
Solche Lehrer sind für mich ein gutes Beispiel für einen wertvollen Umgang mit Talenten. Wenn sie ihre Schüler fesseln und für etwas begeistern können, setzen sie neue Impulse, die die Schüler lange prägen. Ich wünsche mir, dass das Bildungssystem die individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler stärker in den Mittelpunkt rückt. Denn momentan sind die Kinder und Jugendlichen darauf angewiesen, dass sie talentierte Lehrer zugeteilt bekommen, die die Begabungen der einzelnen Schüler erkennen.
Ein Teil der Identität
Aber nicht nur Lehrer – jeder hat die Chance, neue Impulse zu setzen. Denn jeder hat ein ganz besonderes Talent. Jede Erfahrung, jedes Erlebnis prägt euch und stellt euch vor neue Herausforderungen. Wie ihr mit diesen umgeht und sie bewältigt, zeigt doch schon, was euch ausmacht.
Unsere Talente sind also fest mit unserer Identität, unserem Menschsein verbunden. Und mit jedem Lebensjahr kommen neue Einblicke hinzu, die sich wie bei einem Mosaik – Steinchen für Steinchen – zu einem neuen Gesamtbild zusammensetzen. Ein Talent ist also nicht einfach da, es entwickelt sich mit jeder gemachten Erfahrung immer weiter.
Matchentscheidend ist allerdings nicht, welche Talente ein Mensch hat, sondern wie er sie einsetzt. Ich möchte euch ermutigen: Nehmt euch ein paar Minuten Zeit und spürt mal rein: Was könnt ihr besonders gut? Und wie könnt ihr eure Fähigkeiten nutzen, um etwas zum Positiven zu verändern?
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